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Schwester Heike Hartwig nimmt Diana Leister Blut ab. Die junge Frau lässt sich als Stammzellenspenderin registrieren.

 

Foto und Text: Gabi Nitsche

 

 

Weißwasser. Erster Aktionstag „Krebserkrankungen“ wird zum Erfolg für Verein Herzenswünsche Oberlausitz aus Weißwasser. Von Gabi Nitsche
Es ist der erste Aktionstag des neuen Vereins und kann als der erhoffte Erfolg verbucht werden. „Wir sind hochzufrieden“, schätzt Silko Hoffmann, Vorsitzender von Herzenswünsche Oberlausitz ein. Von früh bis spät stößt Samstag das Thema „Krebserkrankungen“ auf Interesse.

 

Schon um 9 Uhr steht die erste Frau vor dem Friseurgeschäft Cut & Style am Boulevard und will sich typisieren lassen, freut sich Dr. med. Lutz Buschmann. Mit Veronika Reschke, Heike Hartwig und Claudia Wolff von seinem Praxisteam und dem Geld vom Rotary Club Weißwasser  – eine Typisierung kostet 50 Euro – unterstützt der Arzt heute den Verein.

 

Bei der Knochenmarkstypisierung am Vormittag gibt es großartige Hilfe durch Grit Schulz. Sie ist Koordinatorin der Deutschen Stammzellenspenderdatei Ost vom Deutschen Roten Kreuz. Der Arzt und sie lassen sich gern für den guten Zweck „Löcher“ in den Bauch fragen. Zum Beispiel von Vivien Noack aus Weißwasser. „Ich hab von der Aktion heute gelesen und hab mich jetzt erst einmal informiert, was da möglicherweise auf mich zukommt. Denn ich möchte gern jemandem helfen“, erklärt die junge Frau. Das ist auch der Beweggrund für Diana Leister, die gerade „angezapft“ wird. „Es ist doch das Einzige, was man tun kann, um kranken Menschen zu helfen“, sagt sie. Jenny Melchior bestätigt das mit wenigen Worten: „Wir wollen einfach helfen.“

 

Insgesamt 30 Frauen und Männer haben sich am Samstag piksen und Blut abnehmen lassen. Dr. Buschmann schätzt ein: „Dafür, dass das heute um eine anonyme Sache geht, ist das ein sehr guter Schnitt.“ Das könne man nicht mit den etwa 1000 Menschen vergleichen, die sich am gleichen Tag in Senftenberg haben registrieren lassen. „Da ging es um ein ganz bestimmtes kleines Mädchen, welches erkrankt ist und dem die Menschen unbedingt helfen wollen“, so Buschmann.

 

Er schwört auf die Typisierungs-Methode per Blutabnahme. „Die Qualität dieser Variante ist höher, die Sicherheit größer als beim Schleimhautabstrich im Mund mit einem Wattestäbchen.“ Vielleicht ist ja unter den Weißwasseraner registrierten Stammzellspendern jemand, der der kleinen Katharina helfen kann oder der 19-jährigen Marie-Sophie aus Leipzig, die aktuell an akuter Leukämie erkrankt ist und dringend eine Spende benötigt, um zu überleben. „Auch wenn ich mich wiederhole, aber es ist wirklich wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen“, sagt der Arzt. Einmal registriert, könnte bei entsprechender Übereinstimmung bestimmter Faktoren weltweit Leben gerettet werden.

 

Dass das weiß Gott nicht übertrieben ist, weiß Marco Ludwig. Der 35-jährige einstige Eishockey-Profi und heutige Versicherungsmakler hat erst vor acht Wochen Stammzellen gespendet. Samstag erzählt er, wie es dazu kam. „2003 hab ich mich im Rahmen einer Charity-Veranstaltung der Füchse typisieren lassen. 2016 kam die erste Anfrage, ob ich noch als Spender zur Verfügung stehe. Ich hab sofort ja gesagt.“

 

Damals waren fünf in die engere Wahl gekommen, wurden noch einmal nachtypisiert. In einer Klinik wurden die Merkmale noch einmal gecheckt. Dabei stellte sich heraus, dass ein anderer Spender besser passte. Dieses Jahr war das anders. Marco Ludwig erwies sich sozusagen als genetischer Zwilling für einen schwerkranken Franzosen.

 

„Jemandem helfen zu können – das ist ein schönes Gefühl“, so der Weißwasseraner, der neben seinem Job die Rot-Weißen Cracks aus Bad Muskau trainiert. Ob er je erfährt, wer genau dieser Mann ist und ob er ihm hoffentlich das Leben mit seinen Stammzellen gerettet hat? „Ich würde es gern erfahren“, sagt Ludwig.

 

Doch das müsse der Empfänger auch wollen, erklärt Grit Schulz. „Frühestens nach drei bis vier Monaten können wir in der Klinik fragen, wo die Transplantation stattfand, und erfahren entsprechend eines Index, wie der Zustand war, als er aus der Klinik entlassen wurde“, so die Expertin.

 

Marco Ludwig: „Ich hoffe sehr, dass ich dem Mann helfen konnte. Dafür hat sich das stundenlange Stillsitzen im Klinikum in Dresden beim Spenden gelohnt.“

 

Übrigens: Manch eine Kundin, die heute mit langem prächtigem Haar zu Cut & Style kommt, verlässt den Salon mit einer Kurzhaarfrisur. „Drei Kundinnen waren da und eine brachte ihre Haare vorbei“, berichtet Chefin Susann Lill. Die Haarspenden werden dringend gebraucht für Echthaarperücken. Bei Krebserkrankungen sind sehr häufig Chemotherapien notwendig, verbunden mit Haarausfall. Gerade den jüngsten Betroffenen würde man mit Perücken oftmals einen riesigen Wunsch erfüllen. Ihr Team durfte in diesem Jahr schon einigen Kindern und Erwachsenen Zöpfe für diese gute Sache abschneiden, berichtet Susann Lill.

 

Später wechselt der Ort des Geschehens ins Krankenhaus Weißwasser. Ärzte widmen sich auf verständliche Art und Weise den unterschiedlichsten Krebserkrankungen und jenen Themen, die damit verbunden sind – auch für Angehörige. Jeder Vortrag findet seine interessierten Zuhörer. Silko Hoffmann freut das grundweg positive Feedback von den Besuchern und auch den Ärzten, dass der Verein so einen Aktionstag auf die Beine gestellt hat.

 

Dieser findet mit der Abendveranstaltung, dem Auftritt des Astrid-Lindgren-Schüler-Theatergruppe und einer Talkrunde zum Tagesthema den Abschluss. Mit dabei auch Susann Lill und ihr Sohn Yannick (17). „Der Junge ist Ende 2013 an Knochenkrebs erkrankt. Als Folge musste ihm ein Unterschenkel amputiert werden. Samstag haben uns beide teilhaben lassen an dieser, für eine Familie so intimen Geschichte. Das war hochgradig emotional“, sagt Lutz Buschmann. Sein Fazit: „Das war ein richtig guter Tag.“

 

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Stephanie Vogt ließ sich von Natalie, Auszubildende im 3. Lehrjahr, die Haare abschneiden – eine Spende für Echthaarperücken für Krebskranke.

Foto: Ihr Friseur

 

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